Spanischer Exorzist: "Satan wurde auf ein bloßes
Symbol reduziert. Von diesem Einfluss wurden auch unsere Theologen
angesteckt, die in letzter Zeit nicht mehr vom Teufel oder von den
Engeln gesprochen haben."
Mexiko-Stadt (kath.net/Zenit.org)
Den Satan gibt es, und seine Strategie ist, uns zu verwirren. Das
erklärt ein Exorzist der Erzdiözese Mexiko im Interview mit ZENIT.
Pedro Mendoza Pantoja war einer der Organisatoren der ersten
nationalen Exorzistenkonferenz in Mexiko, die vom 31. August bis 2.
September am Sitz der Mexikanischen Bischofskonferenz abgehalten
wurde. Er leitet die Arbeit von acht Exorzisten der Erzdiözese, einer
der größten Diözesen der Welt.
ZENIT: Was ist ein Exorzist?
Pedro Mendoza Pantoja: Das kann ein Bischof sein
oder ein von ihm ernannter Priester, der im Auftrag Jesu und im Namen
Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, ein Gebet
spricht. Darin fordert er im Fall von einer teuflischen Besessenheit
den Satan in Form eines Imperativs auf, die Person zu verlassen, die
er in seiner Gewalt hat und ihr wieder die volle Freiheit zu geben.
Oder es geschieht in der Form einer Absage, das heißt in der Fürbitte
oder im Gebet. Dabei wird auf die Anrufung des kostbaren Blutes
Christi und die Fürsprache Mariens um die Befreiung einer Person,
eines Ortes, eines Hauses oder einer Sache gebetet, die durch
Heimsuchung, Besessenheit oder Bedrängung unter dämonischem Einfluss
steht.
ZENIT: Kann jeder ein Exorzist sein?
Pedro Mendoza Pantoja: Nein. Im Evangelium heißt
es, dass Christus seine Apostel mit diesen Geistesgaben beschenkt hat,
als er sie aussandte, damit die das Evangelium verkünden. In Matthäus
10 heißt es: „Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen
die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten
und Leiden zu heilen.“ Das ist auch in Markus 16, 17-18 zu lesen. Aus
diesem Grund ist es Aufgabe der Bischöfe, der Nachfolger der Apostel,
diesen Dienst der Austreibung der Dämonen auszuüben. Sie können jedoch
gemäß Can. 1172 des Kirchenrechts einen Priester beauftragen, der sich
durch „Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und untadeligen Lebenswandel
auszeichnet“, diesen Dienst ständig oder in einem besonderen Fall
auszuüben. Dies bezieht sich auf teuflische Besessenheit und gilt
daher auch für den Exorzismus, der auch der feierliche Exorzismus
genannt wird.
Jeder Priester hat jedoch durch seine Weihe
Anteil am Priestertum Christi, und mit ihm ist er gesendet, die
Gläubigen von allen Besessenheiten, Bedrängungen oder dämonischen
Einflüssen zu befreien, durch Gebete der Absage und Fürbitte, durch
Evangelisation und durch die Sakramente, vor allem jene der Buße und
der Eucharistie. Deswegen ist jeder Priester auch ein Exorzist, was
den Befreiungsdienst innerhalb seiner Sendung zur Evangelisation
betrifft, und das geschieht im Auftrag Christi. Er muss nicht eigens
ernannt werden, um den sogenannten kleinen Exorzismus auszuüben. Laien
können keine Exorzisten sein.
ZENIT: Zu dem von ihnen organisierten Treffen
kamen auch Mitarbeiter im „Befreiungsdienst“. Wer sind sie, und was
ist ihre Aufgabe?
Pedro Mendoza Pantoja: Die Mitarbeiter im
Befreiungsdienst sind Priester, die keine offiziellen Exorzisten sind;
es sind Ärzte, Psychiater, Ordensleute und Laien, die dem Exorzisten
bei der Unterscheidung helfen und ihn bei der Ausübung seines Dienstes
beraten, entweder durch ihr Fürbittgebet oder in verschiedensten
anderen Bereichen. Die Priester helfen mit dem Befreiungsgebet und die
Laien mit ihrer Fürbitte. Der Priester, der kein offizieller Exorzist
ist, kann den kleinen Exorzismus sprechen, der auch Befreiungsgebet
genannt wird. Er kann von Laien begleitet werden, die ihm bei der
Unterscheidung helfen und ihn mit Fürbittgebet unterstützen. Laien
dürfen keine Befreiungsgebete sprechen.
ZENIT: Es handelt sich um das erste Treffen von
Exorzisten in Mexiko und um eines der ersten dieser Art weltweit, so
viel ich weiß. Man hat den Eindruck, dass Exorzisten in den letzten 40
Jahren fast bedeutungslos geworden sind. Entspricht dieser Eindruck
der Wirklichkeit?
Pedro Mendoza Pantoja: Es ist tatsächlich so.
Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber wir können sagen, dass sie in
der großen Herausforderung zu finden sind, der sich die Kirche
hinsichtlich ihrer Sendung zur Evangelisation in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts stellen musste. Zunächst hat Satan die
Menschheit auf dem Gebiet der Ideen und Gedanken angegriffen:
Rationalismus, Materialismus, Gnostizismus, Freimaurertum,
Rosenkreutzer, Sekten, Sozialismus, Marxismus-Leninismus etcetera, die
den Menschen von Gott trennen. Einerseits wurde der persönliche Gott
verleugnet und ebenso die Existenz Satans als Person, und der wahre
Gott wurde durch einen unpersönlichen Gott ersetzt, der sich selbst
mit dieser materiellen Welt identifiziert; Satan hingegen wurde auf
ein bloßes Symbol reduziert. Von diesem Einfluss wurden auch unsere
Theologen angesteckt, die in letzter Zeit nicht mehr vom Teufel oder
von den Engeln gesprochen haben.
Andererseits hat der Mensch jedoch Sehnsucht
nach Gott bekommen. Seine Suche nach dem Übernatürlichen als Lösung
für seine Probleme, die durch seine Trennung von Gott entstanden sind,
ließ ihn in die Fänge von New Age geraten. Mit seiner trügerischen
Spiritualität und seinen falschen magischen und esoterischen Lösungen
hat es bei vielen Menschen, die den esoterischen und magischen
Praktiken von New Age verfallen sind, Tür und Tor für das Böse
geöffnet. Aus diesem Grund hat die Kirche es in ihrer Sendung zur
Neuevangelisation notwendig gefunden, etwas wieder zu beleben, von dem
sie fühlte, dass es zwar der Vergangenheit angehörte, jedoch für
unsere Zeit dringend nötig ist: Jenen, die abgefallen sind, die
Erlösung durch Christus zu verkünden, der gekommen ist, um uns von der
Macht Satans zu befreien.
ZENIT: Man sagt, dass in einigen Ländern der
Verbreitung von satanischen Sekten von der Kirche nicht angemessen
begegnet wird, weil es zu wenig Exorzisten gibt. Meinen Sie, dass dies
stimmen könnte?
Pedro Mendoza Pantoja: Die Antwort auf diese
Frage bezieht sich auf die vorherige. Es ist tatsächlich so, dass
unsere Gläubigen und Priester selbst in das Meer der Verwirrung hinein
gezogen worden sind, in das uns New Age führt, mit seiner Mischung aus
Ideen, Täuschungen und Lügen, indem es östliche Spiritualität
manipuliert und mit Pantheismus mischt, ebenso wie traditionelle
medizinische Methoden, die ein Geschenk Gottes sind und nichts
Teuflisches an sich haben, aber deren Wirksamkeit von den New
Age-Vertretern benutzt wird, um selbst davon zu profitieren und die
Menschen glauben zu machen, dass alles wahr sei, was sie sagen. Auch
wir Bischöfe und Priester wurden überrascht und wussten nicht, was wir
tun und wie wir handeln sollten inmitten dieses Meeres an Verwirrung.
Einige bekamen es auch mit der Angst zu tun angesichts der
Erscheinungsformen der Besessenheit. Oder sie begannen, sich durch
einen radikalen Skeptizismus vor dieser Wirklichkeit zu schützen,
indem sie diese Phänomene psychologischen Problemen und Krankheiten
zuschrieben, die schwierig zu heilen seien und um die sie sich
deswegen nicht zu kümmern brauchten. In den Priesterseminaren werden
die Kandidaten nicht darauf vorbereitet, mit dieser Problematik
umzugehen. Aus all diesen Gründen versuchen wir, durch Treffen und
Kongresse auf nationaler und internationaler Ebene eine Ausbildung
anzubieten, sowohl für uns selbst, die offiziellen Exorzisten, als
auch für alle Priester und Laien, die im pastoralen Befreiungsdienst
engagiert sind.
ZENIT: Viele Menschen, vielleicht auch Gläubige,
streiten ab, dass es Menschen gibt, die vom Teufel besessen sind. Sie
denken vielmehr, dass es sich um psychologische oder psychiatrische
Probleme handelt. Wie unterscheidet ein Exorzist zwischen Fällen
echter Besessenheit und Störungen anderer Natur?
Pedro Mendoza Pantoja: Das Kirchenrecht und das
neue Exorzismusritual selbst, ebenso wie der Katechismus der
Weltkirche, legen fest, dass es eine Unterscheidung geben muss, ehe
man den großen Exorzismus durchführt, nämlich ob es sich um eine echte
teuflische Besessenheit handelt oder um eine einfache Besessenheit
oder Bedrängung. Dabei wird vorher auch der Rat von Ärzten oder
Psychiatern eingeholt, damit diese ihre Diagnose stellen können. Der
Priester ist immer jener, der im Letzten entscheiden muss, weil
zusätzlich das Ritual des Exorzismus angibt, welche Zeichen uns sagen
oder vermuten lassen, dass eine echte teuflische Besessenheit
vorliegt: Sprachen zu sprechen oder zu verstehen, als ob sie die
eigenen wären; verborgene oder unbekannte Dinge zu enthüllen; eine dem
Alter nicht mehr angemessene Stärke oder physische Ausdauer zu zeigen;
sich selbst entschieden von Gott zu distanzieren; eine Abneigung
gegenüber dem heiligsten Namen Jesu zu zeigen, jenem Mariens und der
Heiligen sowie gegenüber geweihten Bildern, Plätzen oder Gegenständen.
ZENIT: Vielen Menschen erscheinen diese Fälle
von teuflicher Besessenheit wie Hollywood-Filme. Es scheint, dass es
Strategie des Teufels ist, uns glauben zu lassen, dass er nicht
existiert. Sehen Sie das als Exorzist auch so?
Pedre Mendoza Pantoja: Ich habe tatsächlich den
Eindruck, dass Satan verschiedene Strategien nutzt, um uns von Gott zu
trennen. Der Teufel ist daran interessiert, uns zu verwirren,
entweder, indem er uns glauben macht, dass es ihn nicht gibt und dass
daher auch weder Hölle noch Himmel existieren und wir deswegen keine
Angst haben müssen, von Gott getrennt zu sein. Außerdem zeigt er sich
durch Bedrängungen und Besessenheiten, um jene schrecklich zu quälen,
die ihm die Türe geöffnet haben, damit sie sich vor ihm fürchten und
sich nicht trauen, die Türe wieder zu schließen, und damit sie ihm
vertrauen. So können wir die Anbetung des Teufels erklären und die
Opferpraktiken, um Macht, seine Gunst und seinen Schutz zu erlangen.
Satan ist der Vater der Lüge und der Täuschung.
ZENIT: Alle Ämter in der Kirche sind eine Gnade
Gottes und ein Dienst an den Geschwistern im Glauben. Sehen Sie selbst
Ihren Dienst als Exorzist als eine Gnade für ihre Leben?
Pedro Mendoza Pantoja: Mein ganzes Leben ist
eine Gnade Gottes: meine Taufe ist ein Geschenk, das mich zu einem
Kind Gottes macht, zu einem Mitglied der Kirche und zum Miterben von
Christi Herrlichkeit. Der priesterliche Dienst ist ein Geschenk, das
mich an seiner Erlösung und seiner Heilstat teilnehmen lässt und am
Dienst an meinen Geschwistern. Der Dienst als Exorzist ist ebenso ein
Geschenk seiner Gnade und seiner Barmherzigkeit, der mich in meiner
Kleinheit, Unbedeutendheit und Begrenztheit als sein Werkzeug seine
befreiende und heilende Kraft im Dienst an meinen Geschwistern
erfahren lässt. Das ermutigt mich und treibt mich an, mich noch
stärker an ihn zu binden, um an seinem Sieg teilzuhaben und damit an
seiner Herrlichkeit.
ZENIT: Wie sieht der Dienst des Exorzisten an
Ihren Geschwistern im Glauben aus? Mit anderen Worten: Gab es einen
Fall, von dem Sie uns erzählen können, wo Sie ihr Dienst als Exorzist
befähigte, Ihre Berufung als Mensch und Priester in seiner ganzen
Fülle zu erfahren?
Pedro Mendoza Pantoja: Es gibt viele Fälle, in
denen ich – im Laufe der letzten 24 Jahre, auch damals, als ich noch
kein Exorzist war – das Befreiungsgebet ausübte und die Kraft erlebte,
mit der Gott uns Priester am Dienst an unseren leidenden Geschwistern
teilhaben lässt. Mit der Therapie des Glaubens, dem Gebet der Heilung,
Befreiung und Vergebung sind Heilungen und Befreiungen möglich, welche
Medizin und Psychologie nicht erreichen können. Seit nunmehr sechs
Jahren bin ich Exorzist und habe verschiedene Fälle von teuflischer
Besessenheit und Bedrängung erlebt. Gequälte und verzweifelte
Menschen, deren Lage sich verschlechterte, nachdem sie bei
verschiedensten Fachleuten, Quacksalbern und Heilern Hilfe gesucht
hatten. Sie denken, dass sie vom Teufel besessen sind und bitten
voller Angst um den Exorzismus. In manchen Fällen gab es Zeichen, die
mir den Verdacht einer teuflischen Gegenwart oder Besessenheit nahe
legten. Da ich mir nicht ganz sicher war, führte ich einen sogenannten
„diagnostischen“ Exorzismus durch. Das ist ein aufforderndes Gebet,
das bewirken soll, dass die Menschen Frieden und Ruhe erfahren, es
geht jedoch nicht so weit, dass ein vollständiger feierlicher
Exorzismus vollzogen wird, sondern belässt es dabei, mit dem
Befreiungsgebet fortzufahren. Die Befreiung meiner Geschwister durch
den Dienst meines demütigen Amtes und durch die Macht des
Fürbittgebetes ist sehr zufrieden stellend. Es ermutigt mich, das
Wachstum ihres Glaubens zu sehen, dank der Evangelisation und
Katechese, die zu ihrer Bekehrung führt, zur Erneuerung ihres Glaubens
und ihrer intensiveren Verbindung zum Herrn, und zu sehen, wie sie ihr
Leben voller Liebe und Vertrauen in Gott weiterführten.
ZENIT: Was sollte ein Mensch tun, der denkt,
Opfer einer teuflischen Besessenheit geworden zu sein, oder der
jemanden kennt, der in dieser Situation sein könnte?
Pedro Mendoza Pantoja: Er muss zu seinem Pfarrer
gehen und eine gute Beichte ablegen, damit sich der Priester
zuallererst einmal um ihn kümmern kann. Wenn der Pfarrer entdeckt,
dass ein dämonischer Einfluss vorliegt, aber keinerlei Zeichen für
eine teuflische Besessenheit, muss er mit ihm beten, unterstützt von
einem Befreiungsteam, und ihn in eine Gruppe seiner Pfarrei
integrieren, die sich der Evangelisation widmet oder dem
Glaubenswachstum. Wenn der Pfarrer Zeichen wahrnimmt, die auf eine
teuflische Besessenheit hindeuten, oder wenn es sich nicht in der Lage
fühlt, mit dem Problem umzugehen, muss die Person zum Exorzisten
seiner Diözese oder zum nächsten Exorzisten verwiesen werden. In
keinem Fall darf er zu Heilern gehen oder Heilung durch magische
Praktiken suchen.
©
www.kath.net
Was ist zu tun?
Viele Menschen haben Probleme, die ihren
Ursprung in einer geistlichen Belastung haben könnten. Bei allen
Schritten, die hier unternommen werden, ist es von größter
Wichtigkeit, sich genau an die Gebote der katholischen Kirche zu
halten, die gerade auch auf diesem Gebiet über einen in vielen
Jahrhunderten erworbenen Erfahrungsschatz verfügt.
1. Lesen Sie daher bitte zuerst alle auf der
Website www.exorzismus.net
enthaltenen Informationen.
2. Zur Vertiefung empfehle ich das Buch von
Gabriele Amorth: Ein Exorzist erzählt
im Christiana Verlag.
Dem römischen Exorzisten P. Gabriele Amorth
gelingt es, auf sachliche und fundierte Art über dieses Thema zu
informieren und zugleich dem Leser Ängste zu nehmen. Wer unter dem
Titel "Ein Exorzist" erzählt, nur spektakuläre und reißerische
Enthüllungen erwartet, wird - bei allem Praxisbezug - enttäuscht.
Gerade die nüchterne Sachlichkeit überzeugt.
3. Sollten Sie danach in Ihrer Vermutung einer
okkulten Störung bestärkt worden sein, bitten Sie einen Priester ihres
Vertrauens um ein Gespräch. Das wird im besten Fall natürlich Ihr
eigener Pfarrer sein, auch wenn Sie ihn persönlich (noch) nicht
kennen.
4. Ist Ihnen
das nicht möglich, oder fühlen Sie sich von ihrem Gesprächspartner
gänzlich unverstanden, dann kontaktieren Sie ihre Diözese (ihr Bistum)
und stellen in kurzer und klarer Form schriftlich oder mündlich Ihr
Anliegen dar. Die Kontaktadressen der deutschsprachigen Diözesen
(Bistümer) finden Sie auf deren jeweiligen Homepages
Deutschland
Österreich
Schweiz
5. Sollte auch hier überhaupt keine Hilfe zu
finden sein, können Sie mich untertags unter 0664 787 30 24 (für
Österreich) bzw. 0043 664 787 30 24 (für alle anderen Länder)
erreichen oder mir auf die mailbox sprechen.
e-mail:
christian.sieberer@gmx.at
Mit der Bitte um Ihr Gebet
Pfarrer Christian Sieberer