Der Partner als Pornostar
Die Bilder dringen in Beziehungen ein:
In einer umfassenden Studie stellen Sexualwissenschaftler einen
Einfluss von Pornografie auf deren Konsumenten fest. Besonders Frauen
fühlen sich unter Druck gesetzt.
Für die Studie im Auftrag des Senders ProSieben wurden fast 56.000
Internet-Fragebögen ausgewertet. Nach dieser Statistik haben die
Deutschen 139 Mal Sex im Jahr. Es finden sich auch Bestätigungen für
Klischees, wonach sich fast zwei Drittel der Männer mehr Sex und mehr
Abwechselung im Bett wünschen – aber auch 50 Prozent der Frauen.
Antworten konnten alle Interessierten, die den Fragebogen per Zufall auf
den Internetseiten von Privatsendern entdeckten. Das Alter der
Interviewten, die rund 200 Fragen zu ihrem Sexleben beantworteten,
schwankt zwischen 14 und 80 Jahren. «Den deutschen Sex als
Durchschnittswert gibt es nicht», sagt Sexualwissenschaftler Pastötter,
der als Präsident der deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche
Sexualforschung die Umfrage mit betreut hat.
Ein Volk von Pornophilen
Überrascht hat ihn, dass sich nach der Umfrage ein Drittel der befragten
Männer täglich Pornos ansieht, besonders häufig im Internet. Bei den
Frauen sind es rund 8 Prozent. Von den befragten Jugendlichen hat im
Alter von 14 Jahren bereits die Hälfte einen Porno gesehen. «Pornografie
hat damit aufgehört, ein Randphänomen zu sein», sagte Pastötter. «Wir
sind ein Volk von Pornophilen.» Viele junge Mädchen glaubten heute, dass
sich ihr Freund eine Art Porno-Star im Bett wünsche.
Medien vermittelten oft eine Vorstellung von Sexualität, die mit der
Realität wenig zu tun habe, ergänzte der Sexualwissenschaftler. «Meist
geht es um Freaks, die zum Beispiel in Swinger Clubs gehen», sagte
Pastötter. Die Umfrage habe jedoch ergeben, dass höchstens fünf Prozent
der Befragten Erfahrungen mit Partnertausch hatten.
Der Sender ProSieben strahlt vom 20. September an eine fünfteilige
Dokumentation über Sexualität in Deutschland aus, in die Ergebnisse der
Umfrage aus dem Frühsommer dieses Jahres eingeflossen sind. (dpa)
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